Freitag, 22. August 2014

Am Alten Rhein

Diese Woche bekam ich eine Einladung zu einem Ausflug ans Rheindelta, im schweizerisch-österreichischen Grenzgebiet. Mit dem Auto ist es nur ein Katzensprung und so mußte mein treues Fahrrad auf diesen Ausflug verzichten.
Schon nach einer Stunde Fahrt entlang des schweizerischen Bodenseeufers, durch beschauliche Örtchen mit Fachwerkhäusern, einem herrlichen Blick auf den See linkerhand und auf die Berge der Voralpen rechterhand, gelangt man über Romanshorn, Rorschach, Thaal nach Altenrhein.

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Unverkennbar ob seiner goldenen Zwiebeltürme, steht dort, im Ortsteil Staad, die Markthalle, welche nach der Idee und dem Konzept von Friedensreich Hundertwasser erbaut wurde.

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Gegenüber dem Hundertwasser Haus weist dann eine "flotte Biene" den Weg zum Flughafen Altenrhein.

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Direkt hinter dem Flughafenareal, unterhalb der Autobahn, liegt im schweizerisch - österreichischen Grenzgebiet das Naturschutzgebiet Altenrhein mit dem sogenannten Rheinspitz, an der Mündung des Alten Rheins in den Bodensee.

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Ein bißchen enttäuscht war ich über die touristische Nutzung dieses besonderen Fleckchens Natur. Der Rheinspitz ist ein großer Hafen für Segelboote, man kann zur Saison kein Photo ohne störende Masten machen. Ein quadratischer, grauer und überaus häßlicher Klotz ziert das Westufer der Mündung, dort befindet sich oben ein Café mit zweistöckiger Terrasse, unten Waschräume und Toiletten für die zahlreichen Segelyachten- und Motorbootanleger.

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Der häßlichen Bausünde vorgelagert ist eine kleine Insel, auf der sich ein Camperdorf mit braunen Holzhäuschen breitmacht. Zur Feriensiedlung gelangt man über eine hölzerne, recht altertümlich anmutende Zugbrücke, welche die ein- und ausfahrenden Boote bedienen müssen. Hinter den braunen Holzhäuschen, an der Seeseite des Inselchens, weiden Highland Rinder zur natürlichen Pflege der Streuwiese, in harmonischer Eintracht zu allerhand geflügelten, mehr oder weniger seltenen, Rheinspitzbewohnern.

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Bei einer kleinen Wanderung durch das Naturschutzgebiet flußaufwärts Richtung Rhynegg (Rheineck) habe ich den Fluglärm der startenden und landenden Maschinen am Flughafen Altenrhein und vor allem das Dauergeräusch der vorbeibretternden Autos auf der nahen Nationalautobahn als ungeheuer störend empfunden, sodaß wir beschlossen nicht wie geplant bis Rhynegg zu wandern, um dann mit dem Schiff zurück zum Rheinspitz zufahren. Hier ein paar Impressionen vom letzten Weg des Alten Rheins auf seiner Wanderung zum See:

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Aus Am Rheinspitz - Die Mündung des Alten Rheins in den Bodensee (Schweiz)

Die Verschandelung des ursprünglichen Gebiets am Rheindelta begann schon um 1920 mit dem Bau der Dornierwerke und dem Bau des Flughafens. Unzählige Riedwiesen wurden trocken gelegt und noch 1975 genehmigte die Landesregierung die Überschüttungen einiger artenreichen Riedwiesen, zum Bau von Einfamilienhäusern.
Erst 1985 entschied dann das Schweizer Bundesgericht daß zum Schutze der Natur, keine weiteren Trockenlegungen am Rheindelta stattfinden dürfen.
Für meinen Begriff viel zu spät und leider nicht mehr rückgängig zu machen, wie so Vieles was in den 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts, an der Natur verbrochen wurde.

Durch den für diese Jahreszeit unnatürlich hohen Wasserstand bedingt, war ein großer Teil der Seeuferfläche überschwemmt und durch die starken Regenfälle der letzten Zeit kam das alte Väterchen Rhein als eine dreckig braune Brühe daher, so ganz anders als bei uns, beim Rheinkilometer 0, wo der junge Rhein den Bodensee, glasklar, wieder verläßt.

Einen kleinen Werbefilm möchte ich hier noch präsentieren welcher die Schönheit dieser einmaligen Landschaft etwas besser zur Geltung bringt als meine Bilder. Zum Film bitte hier anklicken.

2 Kommentare:

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

...ach liebe Juana - du hast mir den Tag wieder gerettet - sooooo wunderschöne Aufnahmen , dankeschön !Ist sie nicht wunderschön, unsere Heimat - wo die auch immer ist, deine eben am zauberhaften See ! Und dabei
machst du nie die Augen zu vor jenen Dingen, die das kleine bissel Rest vom " Paradies " auch noch zerstören.....vielleicht wird eines Tages das Heer deiner Mitstreiter größer , aber es ist schon beinahe 5 vor zwölf !
Sehnsüchtige Grüße aus der Ferne....
Rebekka

seekoenigin hat gesagt…

Guten Tag Rebekka,

nun hat sich bei meiner langsamen "Seeumrundung" und Erkundung eine Lücke geschlossen, wenn auch nicht per Pedale, aber vielleicht ergibt sich die Gelegenheit dazu noch.
Durch die Tatsache daß dieser Sommer uns zum Herbst gemacht wurde, war es dort, wo eigentlich unheimlich viele Vögel leben müßten relativ ruhig, nur selten hörte ich Vogelgezwitscher und außer ein paar Amseln sah ich keine riedtypischen Vogelarten. Auch die bei uns, sogar im stadtnahen Seegebiet, so zahlreichen Graureiher, habe ich dort nur vereinzelt gesehen. Wahrscheinlich sind die Singvögel zum Teil schon unterwegs in ihre Winterquartiere. Ich will mal nicht hoffen, daß der nahegelegene Flughafen und die Autobahn mit ihrem Lärmpegel die Vögel abschrecken.

Es ist nie zu spät um den Erhalt solcher ökologischen Nischen zu kämpfen, auch wenn es nur Zeilen in einem Blog sind. Leider ist man nicht nur als Einzelner, sondern auch in der Gruppe, nicht gewichtig genug, oder um es ganz kraß auszudrücken, wenn der Rubel richtig rollt, dann werden auch die vermeintlichen Naturschützer zum Verräter.

Jedenfalls freue ich mich wenigstens Deinen Tag gerettet zu haben! :-)

Juana