Dienstag, 21. Januar 2014

Von Irrungen und Wirrungen - Neue Entdeckungen im Seereich

Seit Anfang des Jahres vermisse ich die Graureiherschar auf der kleinen Insel im benachbarten Kreuzlingen. Auf der "Sonnenbank" der Graureiher stehen meist zwischen sieben und zwölf Vögel.

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Sie stehen dort auch bei Regen, Kälte, Schnee und trotzen, auf einem Bein stehend, dem stärksten Wind. Zuletzt habe ich sie im Nebel des Neujahrmorgens gesichtet, seit dem fehlte jede Spur. Auch auf der kleinen Insel, welche man von einem Holzturm aus gut überblicken kann, habe ich keinen einzigen Vogel entdecken können. Ich dachte mir daß sie vielleicht ins Ried abgewandert sind um dort den Rest des Winters zu verbringen.

Seit ein paar Tagen höre ich immer seltsame, ungewöhnlich laute Vogelrufe. Es sind nicht die Raben, deren Gekrächtze kenne ich zu gut und es erinnert auch nicht an die lauten, weithin hörbaren Schreie der Rostgänse, die ich im letzten Jahr auf der Insel Reichenau entdeckt habe. Lokalisiert habe ich die Verursacher des Lärms dann auf einer riesig großen, alten Kiefer, aber entdecken konnte ich nicht einen Vogel.

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Jeden Tag steuerte ich diesen herrlichen alten Baum an, sogar meine Brille habe ich mitgenommen, aber ich konnte nur Meisen, Finken und Rotkehlchen entdecken, aber keinen Vogel zu dem dieser ungewöhnlich laute Ruf paßte. Vor ein paar Tagen, ich war noch weit von der Kiefer entfernt, hörte ich die Vogellaute wieder, es mußten zwei Vögel sein und auf einmal erblickte ich zwei Fischreiher, die sich offensichtlich nicht ganz einig waren und im Flug einen kleinen Streit austrugen. Sie machten ein Heidenspektakel und landeten schließlich in den ausladenden Ästen der alten Kiefer. Der eine Reiher wollte wohl alleine in der Krone der großen Kiefer verweilen und gönnte dem zweiten Reiher nur einen der unteren Ränge.

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Ich habe schon viele Reiher beobachtet, meist stehen sie bewegungslos wie El Fischo der Brückenreiher auf der Lauer nach Fisch und sie bleiben dabei immer stumm, denn so laute Schreie würden ja jeden Fisch in die Flucht schlagen. Dies waren die ersten Reiherlaute die ich je bewußt vernommen habe und ich war vollkommen gebannt von den beiden Grau- oder Fischreihern und ihrer Rangelei über meinem Kopf. Wirklich beeindruckend ist die Schreigebärde!


Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Dann beobachtete ich wie eines der beiden Tiere, die ungefähr einen Meter groß werden und eine Flügelspannweite von knapp zwei Metern haben, zu einem andern Baum flog der mit vielen Mistelzweigen - so sah es jedenfalls aus der Ferne aus - bewachsen war.

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Als ich später an diesem Baum vorbeikam habe ich entdeckt daß die vermeintlichen Mistelzweige große Nester waren. In jedem der Nester saß ein Graureiher und neben fast jedem Nest hockte ein zweites Tier. Ich hatte eine Graureiherkolonie mit sieben Nestern entdeckt!

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Ich habe schon des öfteren Fischreiher auf Bäumen balancieren sehen und bewundert wie sie stabil, auf den dünnsten Zweigen thronend über ihr Reich blicken, aber es war mir nicht bewußt daß diese Tiere in Bäumen brüten.

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Ich dachte sie bauen ihre Nester im Schilf, daß sie ihre Nester wie Kormorane in Kolonien auf Bäumen haben, das hätte mir altem Seehasen aber eigentlich klar sein müssen.
Mal wieder was dazu gelernt!

Aus Graureiherkolonie im Seeburgpark

Normalerweise beziehen die Reiher einer Kolonie Ende Februar ihre alten Nester, Ende März kommt dann der Nachwuchs. Reiher haben nur eine Brut im Jahr. Es könnte also sein daß der kleine Streit um den Logenplatz in der Kiefer gar keine Reiberei war, sondern ein Balzritual.
Der milde Januar weckt also in der Reiherwelt am See schon Frühlingsgefühle und ich hoffe sehr daß da nicht schon zu früh Nachwuchs kommt, denn sollte es doch noch einen späten Wintereinbruch mit langer Frostperiode geben, dann wäre die Brut einer ganzen Reiherkolonie gefährdet. Es sind immerhin sieben Nester, das wäre ein beträchtlicher Ausfall einer neuen Generation dieser wunderschönen und so scheuen Tiere.

Auf jeden Fall freue ich mich darauf diese Vögel weiterhin beobachten zu können und vielleicht die Reiher in der kleinen Kolonie bei der Aufzucht ihres Nachwuchses zu begleiten - zumindest so lange die Bäume noch keine Blätter tragen.



2 Kommentare:

...und neugierig bleiben - oder ?? hat gesagt…

...Juanaaaaa.......du hast einen Sechser im Lotto !! Mit deinen Fotos geschossen !!!! Wo nimmst du nur die Momente alle her, um grad zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein........einfach nur TOLL TOLL TOLL..!!!
Ein herzliches Dankeschön dafür !

Und liebe Grüße von mir....
Rebekka

seekoenigin hat gesagt…

Sechser im Lotto gibt es nicht!!!
Die ganze Lottomasche ist ein riesiger Betrug. Staatliche Lotterie? Ja glaubt denn wer, dieser Staat gäbe was von seinen Einnahmen, eingezahlt von gutgläubigen, blauäugigen Bürgern wieder her?

Da lob ich mir die getätigte Investition in meine neue Kamera, sie erlaubt mir solche Momente festzuhalten, zumal ich diese Momente direkt vor den Palasttoren habe.
Wobei - *lach*- ein bißchen Lotterie spielen ist's mit der neuen Kamera auch. Nicht immer sind die Photos zu meiner Zufriedenheit, mit der richtigen Einstellung scharfe Bilder zu knipsen ist ähnlich schwierig wie im Roulette auf die richtige Zahl zu setzen. *schmunzel*
Aber es wird!
Außerdem habe ich grad eine Menge neue Models am Start - ich bin wahnsinnig gefragt, man kennt mich inzwischen und posiert gegen einen kleinen Obolus freiwillig. Juana die Starphotographin vom Bodensee. *schallendlautlach*

Also Frau Uroma in spe, ich wünsch Dir für heute einen schönen Abend und verspreche neue, aufregende Einblicke in mein Königreich.